Multi-Energie vom Militärgelände

Die drängenden Fragen nach Lösungen für die Energiewende stellen jede Kommune vor eine große Herausforderung. Das Multi-Energie-Kraftwerk Sperenberg setzt an dieser Aufgabe an. Eine Kooperation mehrerer Gemeinden plant durch das Projekt umweltfreundlich und wirtschaftlich die Versorgungssicherheit mit der Integration erneuerbarer Energien zu gewährleisten.

Bestehende und zukünftige energetische Herausforderungen verlangen von Gemeinden eine Strategie zur Problembewältigung. Hierbei kommt es darauf an, vorhandene Infrastrukturen zu nutzen und vorausschauend auszubauen. In Brandenburg wird deshalb aktuell das Multi-Energie-Kraftwerk Sperenberg (MEKS) geplant. Dazu engagieren sich die brandenburgischen Gemeinden Am Mellensee, Nuthe-Urstromtal, Luckenwalde und Trebbin in einer Kommunalen Arbeitsgemeinschaft (KAG), um die Liegenschaft der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Kummersdorf-Gut, südlich von Berlin, zu entwickeln. Die Stadt Ludwigsfelde prüft den Beitritt zu dieser KAG.

Die Kommunen wollen die seit 1994 brachliegende, etwa 3500 Hektar große Liegenschaft nachhaltig wirtschaftlich nutzen. Sie beabsichtigen daher die planerischen Voraussetzungen für die Errichtung des Demonstrations- und Forschungsprojekts Multi-Energie-Kraftwerk (MEKS) zu schaffen. Das Projekt soll die Elemente Wind, Fotovoltaik, Großelektrolyse, Speicherung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien und Einspeisung in das Gasnetz sowie bedarfsgerechte Rückverstromung beinhalten.

Vorhandene Begebenheiten nutzen

Das MEKS will Lösungsansätze für die drängenden Fragen der Energiewende liefern. Dazu zählen die Optimierung der Netzstabilität und Versorgungssicherheit unter zunehmender Integration erneuerbarer Energien, die Wasserstofferzeugung zur Wärmeversorgung durch Einspeisung in das bestehende Gasnetz sowie die Erzeugung umweltfreundlicher Energie für den Verkehr (strombasierte Kraftstoffe).

Der geplante Standort auf der Fläche der ehemaligen Heeresversuchsanstalt Kummersdorf-Gut bietet ideale Voraussetzungen für dieses Projekt. Die optimale Netzanbindung sowohl an das Höchstspannungs-, als auch an das Verteilnetz, die Nähe zu einem Netzverknüpfungspunkt der Deutschen Bahn und die Anbindung an das Gasnetz qualifizieren den Standort. Ein weiterer Vorteil ist das nahegelegene Gaskraftwerk Thyrow mit seinen Gasturbinen, den Röhrenspeichern und dem vorhandenen Umspannwerk. Für die umliegenden Kommunen bietet sich mit MEKS die Möglichkeit, die seit mehr als 20 Jahren brachliegenden Flächen wirtschaftlich zu erschließen und die Infrastruktur und Anbindungen zu optimieren.

Kooperation von Gemeinden und Wirtschaft

Das Land Brandenburg ist Eigentümer der Flächen der Liegenschaft Sperenberg und und hat damit ein Mitspracherecht bei der Errichtung des Hybridkraftwerks nehmen. Die Kommunen streben an, gemeinsam mit dem Land eine gemeinnützige Stiftung zu gründen. Dieser Stiftung soll die Liegenschaft übertragen werden, um diese in der öffentlichen Verantwortung zu behalten. Die Überschüsse aus der Verpachtung der Flächen sollen für kommunale und gemeinnützige Projekte in der Region verwendet werden. Das Geld soll der Denkmalpflege auf dem Gelände sowie der Weiterentwicklung der Liegenschaft zugutekommen.

Die beteiligten Gemeinden haben sich mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft zusammengefunden, die über vielfältige Erfahrungen auf dem Feld der erneuerbaren Energien und der Wasserstoffwirtschaft verfügen. Das Konsortium besteht aus den Firmen Enertrag, GE Renewable Energy, McPhy Energy Deutschland, Vattenfall Wind und Vattenfall Innovation sowie Encon Europe. Die Brandenburgische Technische Universität Cottbus Senftenberg und die Deutsche Umwelthilfe unterstützen durch wissenschaftliche Begleitung das Vorhaben.

Zur planerischen Umsetzung des Projekts wurde die MEKS-Projektentwicklungsgesellschaft mit Sitz in der Gemeinde Am Mellensee gegründet. Die Investoren sind verpflichtet, die Wasserstoffinfrastruktur zu errichten. Für die Forschungs- und Entwicklungsarbeit werden öffentliche Förderungen beantragt. Zuschüsse seitens der Kommunen sind nicht vorgesehen.

Leitprojekt der Energiewende

Die Gemeinden profitieren unter anderem durch die Stärkung der kommunalen Haushalte (Ansiedlung von Gewerbe, Steuereinnahmen). Alle Betriebsgesellschaften werden in die beteiligten Gemeinden angesiedelt. Ziel ist es, das Image und der Bekanntheitsgrad der Region zu stärken. Das Projekt bietet die Möglichkeit zum Erhalt des Kraftwerkstandorts Thyrow und leistet einen Beitrag zum regionalen Natur- und Klimaschutz. Eine schrittweise Entmunitionierung stellt die Nutzung und Begehbarkeit der Liegenschaft her. Perspektivisch ergibt sich der Aufbau einer Infrastruktur für erneuerbare Mobilität.

Aktuell befindet sich das Vorhaben noch in der Planungsphase. Mit dem Bau ist zwischen 2020 und 2022 zu rechnen. Die beteiligten Kommunen steuern den Prozess über die KAG gemeinsam mit den industriellen und forschungsseitigen Partnern. Das Projekt MEKS ist ein Leitprojekt der Energiewende, das in dieser Größenordnung und mit diesem Aufbau bisher einmalig ist.

Gerd Harms / Johannes Kauffmann / Peter Mann

Die Autoren
Dr. Gerd Harms ist Partner bei der Encon Europe und koordiniert die Zusammenarbeit des Konsortiums mit der kommunalen Arbeitsgemeinschaft,
ohannes Kauffmann ist Leiter des Bereichs„Kooperation Projektentwicklung“ der Enertrag und Geschäftsführer der MEKS-Projektentwicklungsgesellschaft,
Peter Mann ist Stadtplanungsamtsleiter und stellvertretender Bürgermeister der StadtLuckenwalde und Koordinator der kommunalenArbeitsgemeinschaft