Gemeinden übernehmen Vorbildfunktion

Die Wärme- und Energieversorgung bietet viel Potenzial zur Effizienzsteigerung. Die Stadt Sehnde hat sich für das Einspar-Contracting entschieden. Dem Vertragspartner gelang es wie vereinbart, die Energiekosten in elf öffentlichen Gebäuden zu reduzieren.

Wärmewende und Energiewende sind politisch hochaktuelle Themen. Das dahinterstehende Problem des Umweltschutzes, der CO2-Einsparung und der Energieeffizienz erstreckt sich auf alle Gesellschaftsbereiche – vom Energieverbrauch in der privaten Wohnung über den Strom- und Wärmebedarf von Gewerbe und Industrie, bis hin zu den Kommunen, die in Objekten wie Schulen und Krankenhäusern hohen Energiebedarf zu decken haben.

Auch wenn die Energiewende in Deutschland im Strombereich mit großen Schritten vorangeht, findet die Wärmewende wenig Berücksichtigung. Dabei werden nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums 54 Prozent der in Deutschland verbrauchten Energie für die Wärmeerzeugung eingesetzt (Angabe für 2015).

Energiedienstleister sind hier die idealen Partner um Abhilfe zu schaffen. Ein professioneller Energiedienstleister wird bei der Planung und Umsetzung einer Modernisierung das Maximum an Effizienz erzielen, und auch im späteren Betrieb die Potenziale des Objekts möglichst ausschöpfen. Kommunen können ihrer Vorbildfunktion nachkommen, die ihnen nach dem Energiedienstleistungs-Gesetz zukommt (§ 3 Abs. 3).

Contractor garantiert die Einsparung

Besonders attraktiv für Kommunen ist das Modell des Einspar-Contractings. Der Contractor plant und übernimmt eine umfassende energetische Modernisierung des gesamten Gebäudes, die im Heizungskeller beginnt und bei der Beleuchtung endet. Durch den Blick auf das gesamte Objekt ermöglicht dieser Ansatz die Realisierung von hohen Energieeinsparungen, optimaler Regelung und professioneller Steuerung der Energieerzeuger. Dies wird mit der Vereinbarung des Projekts vertraglich festgehalten. Der Kunde erhält eine Einspargarantie vom Contractor. Sie bedeutet, dass der Contractor auf eigene Kosten dafür einstehen muss, sollte die Energieeinsparung nicht das vereinbarte Niveau erreichen.

Damit ein derartiges Projekt erfolgreich wird, ist ausreichend Vorbereitung erforderlich. Hierzu ist es hilfreich, einen unabhängigen, professionellen Berater heranzuziehen, insbesondere wenn die Projektvergabe per Ausschreibung erfolgt. Es bietet sich an, einen vom BAFA zugelassenen Projektentwickler zu beauftragen. Ein Projektentwickler kann Orientierungsberatung bieten sowie Beratung bei der Ausschreibung und Umsetzung. Eine sorgfältige Ausschreibung ist wichtig, um vergleichbare Angebote einholen zu können.

Sobald der richtige Contractor für das Projekt gefunden wurde, zahlt sich der Aufwand der komplexeren Ausschreibung aus. Der Contractor kümmert sich um alles, was vertraglich vereinbart wurde, nimmt die Kommune aus der Verantwortung und schüttet bei der Abrechnung zusätzlich einen Teil der eingesparten Energiekosten an die Kommune in Form von Zahlungen aus.

Sehne senkt Energiekosten um ein Viertel

Ein Paradebeispiel für den Einsatz von Einspar-Contracting steht in Sehnde, nahe Hannover. Die Stadt hat durch die Berliner Energieagentur ein Projekt europaweit ausschreiben lassen, das in elf städtischen Gebäuden die Energiekosten reduzieren sollte, darunter das Rathaus sowie mehrere Schulen und Sporthallen. In der Ausschreibung erhielt die WISAG Energiemanagement mit Sitz in Nürnberg den Zuschlag und begann im Jahr 2010 mit der Umbauphase.

Zu den realisierten Maßnahmen zählen der Einbau eines Blockheizkraftwerks, die Verbesserung der Gebäudedämmung, der Umbau der Gebäudebeleuchtung auf T5-Leuchtmittel und die Implementierung eines webbasierten Energiecontrolling-Systems. Insgesamt investierte der Contractor inklusive Planungskosten einen Betrag von rund 900.000 Euro (brutto) in die Optimierung des Projekts. Mit dem Vorhaben wurde eine Reduzierung des CO2-Austoßes von 35 Prozent erzielt, dies sind jährlich etwa 590 Tonnen CO2.

Die vertragliche Einspargarantie von rund 130.000 Euro (brutto) im Jahr wurde ebenfalls erreicht, was eine Senkung der Energiekosten für die Gebäude um mehr als ein Viertel darstellt. Während der Vertragslaufzeit teilen sich Contractor und Gemeinde die Einsparungen, nach Ablauf des Vertrags im Jahr 2024 profitiert die Gemeinde allein von den durchgeführten Maßnahmen. Sie erhält bereits seit Beginn des Vertrags etwa 9000 Euro pro Jahr an Vergütung aus der Einspargarantie.

Die technische Expertise des Contractors ermöglicht es, ein Paket an Maßnahmen zu entwerfen, das die Energieeffizienz auf optimale Weise steigert und während der Laufzeit des Vertrags durch den Contractor betrieben und optimiert wird.

Eine Modernisierung in Eigenregie ist dagegen sehr viel riskanter, denn es fehlt sowohl an Erfahrung bei der Planung und Durchführung der Maßnahmen als auch an einer professionellen Steuerung nach der eigentlichen Umbauphase. Ein Einspar-Contractor hat ein wirtschaftliches Interesse daran sicherzustellen, dass während der gesamten Vertragslaufzeit die beste Effizienz gewährleistet bleibt. Aufgrund der anteilsmäßigen Beteiligung an den Einsparungen hat er sogar ein Interesse daran, weitere Optimierungen durchzuführen, sollte während des Anlagenbetriebs entsprechender Bedarf entstehen.

Birgit Arnold

Die Autorin
Birgit Arnold ist geschäftsführende Vizepräsidentin des Verbands für Wärmelieferung (VfW) in Hannover

Info: Ein kostenloser Ausschreibungsleitfaden für Energiespar-Contracting ist auf der Website des Verbands für Wärmelieferung (VfW) erhältlich. Öffentliche Auftraggeber, die zur Ausschreibung verpflichtet sind, können hier viele hilfreiche Informationen finden.

Der Verband für Wärmelieferung bietet für potenzielle Contracting-Kunden Praxishilfen als Hilfestellung bei der Entscheidung, ob Contracting die richtige Wahl ist. Zusätzlich unterstützt der VfW bei der Suche nach einem Berater oder Contractor. Die BAFA-Schulung für Projektentwickler wird durch den VfW durchgeführt. Die VfW-Sachverständigenliste ist im Internet erhältlich.