Sicher baden gehen

Für die Bewirtschaftung öffentlicher und gewerblich genutzter Gebäude sieht der Gesetzgeber die Einhaltung der Trinkwasserhygiene vor. Im Stadtbad Ditzingen wurde ein intelligentes Sanitärkonzept umgesetzt, das hygienerechtliche Forderungen mit betriebswirtschaftlichen Zielen in Einklang bringt.

Für den Betrieb einer Hausinstallation bergen Bakterien wie legionella pneumophila und pseudomonas aeruginosa ein hohes Risikopotenzial. Finden wassergängige Bakterien im Leitungssystem günstige Bedingungen zur Vermehrung vor, kann eine gesundheitsgefährdende mikrobielle Belastung des Trinkwassers die Folge sein. Die Installation wird dann zu einer möglichen Quelle für Infektionskrankheiten wie die Legionellen-Lungenentzündung oder das Pontiac-Fieber.

Besonders davon betroffen sind Einrichtungen, in denen Wasser in vernebelter Form abgegeben wird und Erreger über die Atemluft in Atemwege und Lunge gelangen können, so zum Beispiel in Erlebnisbädern, Wellness-Anlagen oder Sportzentren. Im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht sind Unternehmer und sonstige Inhaber deshalb gefordert, geeignete Vorkehrungen für den hygienekonformen Betrieb ihrer Trinkwasserinstallation zu treffen.

Ursachen für eine mikrobielle Kontamination des Trinkwassersystems werden in allen Lebenszyklusphasen einer Hausinstallation festgestellt – von der Planung über die Ausführung bis hin zum Betrieb. Trinkwasserhygiene-Probleme entstehen unter anderem durch überdimensionierte Leitungen und Wasserspeicher, wodurch unzureichende Wasseraustauschraten und kritische Temperaturen verursacht werden, mangelhafte Dämmung der Kalt- und Warmwasserleitungen, ungeeignetes Installationsmaterial oder mangelnden hydraulischen Abgleich.

Elektronische Funktionskontrolle

Zu den wichtigsten Replikationsfaktoren, die durch eine falsche Betriebsweise direkt gefördert werden, zählen Stagnation und kritische Temperaturen. Günstige Vermehrungsbedingungen liegen in einem Temperaturband zwischen 20 und 55 Grad Celsius vor. Die maximal zulässige Verweildauer des Trinkwassers in der Installation beträgt gemäß Regelwerk 72 Stunden. Nach jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnissen sollte sie allerdings einen Zeitraum von acht Stunden nicht überschreiten. Um einer Anreicherung potenziell gesundheitsgefährdender Keime im Trinkwassersystem vorzubeugen, ist ein ausreichender und kontinuierlicher Wasseraustausch in allen Leitungsabschnitten erforderlich.

Angesichts hygienerechtlicher Maximalforderungen und zunehmendem Kostendruck sehen sich Betreiber jedoch oft in einer Konfliktsituation: Wie lässt sich der hygienisch erforderliche Einsatz von Ressourcen (Betriebsmittel, Energie, Personal) realisieren, ohne das Betriebsergebnis zu sehr zu belasten? Und: Wie kann ein hygienekonformer Betrieb – beispielsweise in komplexen, weitverzweigten Gebäuden mit unterschiedlicher Frequentierung der Zapfstellen – überhaupt gewährleistet werden? Was geschieht in Ferien- oder Stillstandzeiten? Was geschieht im Fall einer Objektumnutzung?

Eine intelligente Lösung wurde im Stadtbad Ditzingen (Baden-Württemberg) umgesetzt: Im Zuge der Modernisierung des Bades wurde eine vernetzte Sanitärtechnik installiert. So wurden die Sanitäranlagen mit einem speziellen Funktionscontroller und elektronisch gesteuerten, kommunikationsfähigen Armaturen (Aqua 3000 open von Franke Aquarotter) ausgerüstet. Als Teil der Gebäudeautomation übernimmt das Wassermanagementsystem das technische Monitoring der Installation und gewährleistet eine exakte Überwachung der Wasserabgabe an allen Entnahmestellen.

Um den hygienisch erforderlichen Wasseraustausch zu sichern, löst das System selbsttätig sogenannte Hygienespülungen aus, wenn festgelegte zeitliche oder thermische Grenzwerte erreicht sind oder ein programmiertes Intervall einzuhalten ist. Auf diese Weise sorgt die Sanitärtechnik unabhängig von den realen Nutzungsverhältnissen für eine konsequente Einhaltung des bestimmungsgemäßen Betriebs.

Gleichzeitig können Wassermengen auch bei hoher Abnahme reguliert werden: Steigt die Nutzungsfrequenz an, verkürzt das System automatisch die Laufzeiten an den Armaturen. Damit wird der Wasserverbrauch präzise an die Betriebssituation und die spezifischen hygienischen Erfordernisse angepasst. Sporadische und regelmäßige Nutzungsschwankungen lassen sich durch den elektronisch geregelten Wasserdurchlauf ausgleichen und Diskrepanzen zwischen Planungsannahmen und Realbetrieb effektiv kompensieren.

Wassermanagementsysteme schaffen so die Voraussetzung für einen wirtschaftlichen wie rechtssicheren Betrieb und erhöhen die Nutzungsflexibilität von öffentlichen und gewerblich genutzten Gebäuden.

Reinhard Bartz

Der Autor
Reinhard Bartz ist Leiter Technikum und Schulung bei Franke Aquarotter mit Sitz in Ludwigsfelde