Kommunen zeigen sich online von der besten Seite

Großstadt, Kreisstadt, Gemeinde: Im digitalen Zeitalter besitzt nahezu jede Kommune einen Online-Auftritt. Viele Homepages sind mittlerweile barrierefrei und bieten umfangreiche Informationen für Bürger sowie Online-Services der Verwaltung. Wir haben vier Websites unter die Lupe genommen.

Kleine Schrift, viel weißer Raum auf der rechten Seite und wenige Bilder: Der Online-Aufritt der Hansestadt Lübeck (rund 214 000 Einwohner, Schleswig-Holstein) wirkt auf den ersten Blick etwas veraltet. Doch klickt man sich durch, erkennt man, dass die Homepage eine breite Palette an Informationen zu bieten hat. So gibt es zum Beispiel ein „Virtuelles Rathaus“ mit Informationen zu Dienstleistungen von A wie Abfallberatung bis Z wie Zählerablesungen sowie Informationen speziell für Neubürger. Außerdem bietet die Stadt ein Ratsinformationssystem für die Öffentlichkeit an, das Sitzungstermine, Tagesordnungen und Vorlagen auflistet.

Ein Mitarbeiter der Presseabteilung verrät: „Die Hansestadt Lübeck arbeitet zur Zeit an einer Digitalen Strategie. Diese be­inhaltet einen Relaunch des Internet­auftritts sowie die interne Prozessoptimierung. Das Ziel ist, dem Bürger einen schnellen und kompetenten Online-Service anzubieten sowie die verwaltungsinternen Strukturen effektiv und effizient zu gestalten. Hierzu gehören auch E-Government-Leistungen.“ Im Zuge dessen sollen auch die Vorgaben der Barrierefreiheit optimiert werden.

München setzt auf Bildwirkung

Der Online-Auftritt der bayerischen Landeshauptstadt München dagegen empfängt mit großen, immer wieder wechselnden Bildern auf der Startseite. Die horizontal darüber angeordnete Menüführung umfasst 13 Themenbereiche und bietet Orientierung über Freizeitangebote, das Wirtschaftsleben, den Stadtverkehr und Jobs. Unter dem Punkt „Rathaus“ werden zahlreiche Online-Services angeboten. Der sogenannte Dienstleistungsfinder – eine Suchmaschine – verschafft Bürgern Zugang zu Behördenleistungen. Christoph Gernhäuser, Leiter des Webmanagements der Landeshauptstadt München, erklärt: „Für alle dort aufgeführten Leistungen mit einem PC-Symbol bieten wir einen Online-Service an.“ Für alle Leistungen mit dem Symbol der Cloud steht ein Formular zum Download bereit. Gernhäusers Ziel ist, den Bereich „Rathaus“ barrierefrei zu gestalten und damit der Konformitätsstufe AA der international etablierten Richtlinien für barrierefreies Webdesign (WCAG2) zu entsprechen.

Kommunaler Dienstleister

Die Kreisstadt Recklinghausen (rund 120 000 Einwohner, Nordrhein-Westfalen) dagegen verlässt sich bei der technischen Realisierung ihrer Homepage auf einen kommunalen IT-Dienstleister. Soweit möglich sind die meisten Inhalte der Seite barrierefrei zugänglich gemacht worden. In die städtische Internetseite ist ebenfalls ein Online-Bürgerservice integriert, der einen guten und schnellen Überblick über Dienststellen, Dienstleistungen und Ansprechpartner gibt. Er beinhaltet Formulare, die direkt am PC ausgefüllt werden können. So zum Beispiel eine Urkunden-Bestellung und ein Bauplanungs-Tool, in dem sich Bürger mit Anregungen zu einem neuen oder zu ändernden Bebauungsplan beteiligen können. „Um für Sicherheit zu garantieren, ist das Kontaktformular auf der städtischen Internetseite SSL-verschlüsselt, ebenso wie die gesamte Homepage“, erklärt Corinna Weiß von der Pressestelle der Stadt.

Auch die Homepage von Dinkelsbühl (rund 12 000 Einwohner, Bayern) – „Deutschlands schönste Altstadt“ – wird von einem externen Anbieter betreut. In Bezug auf die Barrierefreiheit achtet dieser darauf, dass die einschlägigen Richtlinien eingehalten werden. Diese beziehen sich beispielsweise auf Kontraste, Farbvariationen sowie den technischen Aufbau der Homepage. Und auch auf die Sicherheit wird großer Wert gelegt. Dazu werden alle beteiligten Systeme regelmäßig mit Sicherheitsupdates versorgt und gewartet. „Die Sicherheitsinfrastruktur verfügt über mehrstufige Firewalls, Intrusion-Detection-Systeme sowie Virenscanner und Spamfilter“, erklärt Holger Hirsch, Geschäftsführer des Medienwerks Vellberg. Die Online-Dienste werden auf der Website der Stadt Dinkelsbühl über das Bürgerservice-Portal Bayern eingebunden. Der Freistaat stellt hierüber allen Kommunen entsprechende Dienstleistungen wie Meldebestätigung, Aufenthaltsbescheinigung, Einrichtung von Übermittlungssperren zur Verfügung.

Aus Sicht des Bürgers

Kommunen sind in Deutschland die primären Anbieter von behördlichen Leistungen. Im Online-Bereich sollten Städte und Gemeinden sich vor allem als Serviceanbieter und Dienstleister verstehen. Demgemäß sollten die Angebote einer guten kommunalen Homepage übersichtlich und verständlich aufgebaut sein. Die Websites sollten auch aktuelle Informationen aus Verwaltung und Politik enthalten, damit Bürger sich aus erster Hand informieren können. Themen, die zusammengehören, sollten auch zusammenstehen. Entscheidend ist dafür vor allem die Perspektive des Bürgers. Die Aufteilung von Themen innerhalb der Verwaltung ist nachrangig für die Struktur der Internetseite.

Mario Krüger

Der Autor
Mario Krüger, Berlin, ist Journalist

Info: Checkliste

Eine gute kommunale Homepage sollte über folgende Funktionen und Leistungsmerkmale verfügen:

  • Ein ansprechendes Layout der Website bildet die Basis, dass sich Gäste und Bürger auf dem Internetportal wohlfühlen. Ein virtueller Drohnenflug und Fotoarbeiten werten das Informationsangebot visuell auf. Content-Bild-Elemente sowie eine nutzerorientierte Struktur und Navigation begleiten den Besuch intuitiv.

  • Eine gute kommunale Internetseite sollte auf allen Endgeräten leser- und nutzerfreundlich sein. Sie sollte möglichst viele Services vorhalten, die es dem Bürger einfach machen, auch von zu Hause oder unterwegs Anträge oder Formulare auszufüllen.

  • Alle Angebote sollten barrierefrei und in einer bürgerfreundlichen (verständlichen) Sprache angeboten werden. Dabei sind juristische oder verwaltungstechnische Begriffe „normal“ umformuliert.

  • Darüber hinaus sollte die Homepage über eine leistungsfähige Volltext­suche verfügen.

Zum Weiterlesen: Holger Hirsch, Geschäftsführer von Hirsch & Wölfl Medienwerk Vellberg, im Interview über kommunale Websites, Layout und Suchmaschinen, die Bedeutung individueller Betreuung und die Digitalisierung