Kommunen gehen vorbildlich einkaufen

Ökologische und soziale Aspekte stehen beim Einkauf der öffentlichen Hand immer stärker im Fokus. Die Kommunen sollten hier Vorreiter sein. Der Einwand, nachhaltige Beschaffung sei teurer, trifft größtenteils nicht zu.

Mehr als 350 Milliarden Euro werden jährlich in Deutschland für die Beschaffung von Bau-, Liefer- und Dienstleistungen ausgegeben. Schätzungen zufolge ist der Kommunalbereich für mehr als die Hälfte dieser Summe verantwortlich. Somit sollte und kann er eine starke Rolle bei der nachhaltigen Beschaffung spielen. Denn öffentliche Auftraggeber sollten aufgrund ihrer Marktmacht und Vorbildstellung die Ziele der Nachhaltigkeit auch beim Einkauf umsetzen.

Die Gesellschaft erwartet, dass öffentliche Auftraggeber die ihnen überlassenen Steuergelder nicht nur wirtschaftlich, sondern auch verantwortlich im Sinn des Umweltschutzes und unter Beachtung sozialer Standards einsetzen. Im globalen Maßstab finden sich diese Forderungen in den Sustainable Development Goals (SDG) wieder. In Deutschland erfolgte deren Umsetzung mit der Nachhaltigkeitsstrategie im Jahr 2016.

Die Vergaberechtsnovellierung 2016 sowie landesspezifische und weitere Vorschriften bieten den Kommunen verbesserte Möglichkeiten der nachhaltigen Beschaffung. Damit stellen sie ihr Verantwortungsbewusstsein unter Beweis und unterstützen die eigene Zukunftsfähigkeit. Denn es geht darum, den Kindern und Kindeskindern eine Welt zu hinterlassen, in der sie die Möglichkeiten haben, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.

Berücksichtigung von Lebenszykluskosten

Immer wieder ist der Einwand zu hören, nachhaltige Beschaffung ziehe erhöhte Kosten nach sich. Das trifft größtenteils schlicht nicht zu. Eine von der Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt beauftragte Studie hat aufgezeigt, dass der überwiegende Anteil von nachhaltigen Produkten nicht teurer sein muss. Im Gegenteil: Insbesondere die Berücksichtigung von Lebenszykluskosten macht die positiven Auswirkungen nachhaltiger Produkte auch aus wirtschaftlicher Sicht deutlich.

Aber auch Produkte bei denen eine Betrachtung der Lebenszykluskosten nicht infrage kommt, können nachhaltig und günstig sein. Ein gutes Beispiel dafür ist die Verwendung von Recyclingpapier mit niedrigem Weißegrad. Mit der Verwendung dieses Papiers unterstreichen Städte und Gemeinden zudem ihr Umweltbewusstsein.

Es gibt viele Maßnahmen, die Hemmnisse auf dem Weg zu einer nachhaltigen Beschaffung zu überwinden. Ein zentraler Einkauf etwa, zumindest für den großen und wiederkehrenden Bedarf wie Kopierpapier oder Büromaterial, kann positive Effekte nach sich ziehen. Die dort regelmäßig vorhandenen größeren Bedarfe erlauben es den Anbietern, günstigere Angebote abzugeben. Daneben sind Synergieeffekte wie eine Reduzierung von Prozesskosten und die Professionalisierung des öffentlichen Einkaufs möglich. Diese Effekte können auch für die interkommunale Zusammenarbeit gelten.

Von großer Bedeutung für die Praxis sind zudem Vorgaben wie Richtlinien und Anweisungen zur nachhaltigen Beschaffung. Diese geben den Mitarbeitern Sicherheit bei der Einbindung nachhaltiger Aspekte in den öffentlichen Einkauf. Entscheidungsträger auf kommunaler Ebene können damit eine wichtige Grundlage schaffen, um ihren Mitarbeitern die Arbeit zu erleichtern. Auch die Bereitstellung und Vermittlung einschlägiger Informationen ist eine wichtige Voraussetzung zur Einbindung der Nachhaltigkeit in den Vergabeprozess. Solche Informationen können heute von vielen Stellen abgerufen werden. Das Angebot, insbesondere im Internet, bietet Beschaffern und verantwortlichen Entscheidungsträgern zahlreiche Unterstützungsleistungen wie Praxisbeispiele, Leitfäden und Handlungshilfen.

Ralf Grosse

Der Autor
Ralf Grosse ist Mitarbeiter der Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung in Bonn

Info: Kompetenzstelle berät
Die Kompetenzstelle für nachhaltige Beschaffung (KNB), die zentrale Informationsstelle der Bundesregierung zur nachhaltigen Beschaffung, stellt auf ihrer Web-Plattform umfangreiche Informationen zum Thema zur Verfügung und verweist auf wichtige Informationsquellen. So zum Beispiel die Unterstützungsangebote des Umweltbundesamtes, der Kompass Nachhaltigkeit oder das Kompetenzzentrum für innovative Beschaffungen. Für Beschaffer und Entscheider gibt es zudem eine E-Mail- und Telefon-Hotline.