In Heidelberg hat die Zukunft schon begonnen

Die Online-Plattform „#HolDenOberbürgermeister“ kommt in Heidelberg gut an. Die Bürger schätzen die unkomplizierte Möglichkeit der Beteiligung an der politischen Diskussion und fühlen sich ernst genommen. Die Stadt ihrerseits gewinnt Impulse für die Kommunalentwicklung im digitalen Zeitalter.

Wie können junge Menschen für die Kommunalpolitik in ihrer Stadt begeistert werden? Wie gelingt es, dass sie sich im digitalen Zeitalter mit ihren Ideen und Wünschen, aber auch ihren Sorgen stärker einbringen? Die Stadt Heidelberg (rund 150.000 Einwohner, Baden-Württemberg) hat die Antwort darauf gefunden mit dem Beteiligungsportal „#HolDenOberbürgermeister“. Seit Januar 2015 können die Bürger auf dieser Plattform Projekten die öffentliche Wahrnehmung verschaffen, die ihnen aus ihrer Sicht zusteht – und ganz nebenbei den Terminkalender von Oberbürgermeister Prof. Dr. Eckart Würzner beeinflussen.

Interessierte bringen ihren Vorschlag unter www.holdenoberbuergermeister.de ein. Die von der Community innerhalb eines Monats meistgewählte Idee wird vom Oberbürgermeister besucht. Die Initiatoren können so ihre Anregungen direkt dem Stadtoberhaupt mitteilen. So bringen die Teilnehmer Themen in den politischen Diskurs ein, die auf dem herkömmlichen Weg nicht wahrgenommen worden wären. Und die Stadt erreicht eine ganz neue Zielgruppe: die junge und digitale Generation. Bislang wurden 89 Vorschläge und Projekte eingereicht. Prof. Würzner hat zwei Dutzend Projekte besucht. Rund 4100 registrierte Nutzer verfolgen das Portal. Sie haben bislang mehr als 7000 Stimmen abgegeben. Nicht besuchte Vorschläge beantwortet die Verwaltung.

Diese unmittelbare Form der Beteiligung stärkt die Nähe zwischen Stadtverwaltung und Bürgern. Sie unterstreicht die Transparenz im Handeln und in der Kommunikation der Stadt. Die Bürger fühlen sich wahrgenommen, ihre Identifikation mit der Politik der Stadt steigt. Die positiven Rückmeldungen von Bürgern zeigen, wie wichtig die Möglichkeit zur unkomplizierten Beteiligung ist.

Mithilfe des Portals können zum Beispiel engagierte junge Menschen einen Austragungsort für ihr Tischtennisturnier mit Festivalcharakter finden. Die Ideen einer Calisthenics-Fitnessgruppe beim Besuch des Oberbürgermeisters flossen in die Planungen zu einer neuen Bewegungsanlage ein. Für die Platzprobleme einer Schule wurde ebenfalls eine Lösung gefunden, während andere Initiatoren das Thema Open Data in den Fokus des OB rückten.

Vernetzung aller Lebensbereiche

Die Beteiligungsplattform ist ein wichtiges Element in der digitalen Weiterentwicklung Heidelbergs. Der Anspruch lautet: Noch mehr Lebensqualität im Alltag. Die 2017 von Stadt und Stadtwerken gegründete Digital-Agentur Heidelberg ist ein zentraler Baustein zur intelligenten Vernetzung aller Lebensbereiche. Die Stadt hat zudem bei der Weiterentwicklung zu einer „Smart City“ einen prominenten Partner an der Seite: Palo Alto, die „Hauptstadt“ des US-Hightech-Standortes Silicon Valley. Seit fünf Jahren arbeiten beide Städte strategisch zusammen, seit 2017 verbindet sie eine Städtepartnerschaft. Gleichzeitig tauscht sich Heidelberg mit Hangzhou aus, dem Pendant in China.

Schon jetzt bringt die Digitalisierung viele Vorteile. Städtische Formulare können digital bearbeitet werden. In der Bahnstadt, der weltweit größten Passivhaus-Siedlung, helfen flächendeckend installierte Smart Meter (digitale Zähler) bei der Kontrolle des Stromverbrauches und beim Energiesparen. Mit der Digitalisierung will die Stadt Verbesserungen etwa beim Verkehr und in der Bildung, in der medizinischen Versorgung und in der Verwaltung, im Handel und in der Kultur erreichen.

Die Konversionsflächen bieten ideale Voraussetzungen, um Projekte der „Smart City“-Entwicklung zu realisieren. Auf dem ehemaligen US-Kasernenstandort Patton Barracks entsteht der Heidelberg Innovation Park (HIP) mit bester digitaler Infrastruktur für Unternehmen aus den Bereichen IT und digitale Medien. Im Patrick-Henry-Village bestehen alle Möglichkeiten, einen Stadtteil der Zukunft zu realisieren – ebenfalls mit allen Grundlagen für die digitale Welt, emissionsfreie Mobilität bis hin zu autonomem Fahren und zukunftsweisenden Wohn- und Arbeitsumgebungen. Schon die Planung wird vollständig digital ablaufen.

Nicole Huber

Die Autorin
Nicole Huber ist Leiterin des Referats des Oberbürgermeisters und Koordinatorin der digitalen Aktivitäten der Stadt Heidelberg

Info: Preisgekröntes Angebot

Das Heidelberger Beteiligungsportal „#HolDenOberbürgermeister“ wurde bereits mit mehreren Preisen ausgezeichnet: 2016 beim Festival „South by Southwest Interactive“ in den USA mit dem „Innovation Award“ in der Kategorie „People’s Choice“ – dem „Oscar“ der Tech- und Innovationsbranche. Beim Deutschen Preis für Onlinekommunikation 2016 wurde das Portal als „Innovation des Jahres“ geehrt, die wichtigste bundesweite Auszeichnung in der digitalen Kommunikation. Die Bundesregierung und die deutsche Wirtschaft prämierten es 2017 im Wettbewerb „Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen“.