Hallensanierung: Energetisch topfit

Stadt – und Gemeindehallen haben aufgrund ihrer vielfältigen Nutzung zentrale Bedeutung für das Ortsleben. Viele Gebäude dieser Art sind nun in die Jahre gekommen. Die energetische Sanierung kann den Energiebedarf und die CO2-Emissionen beträchtlich senken. Wir stellen das Bauprojekt aus Börrstadt vor.

Gemeindehallen erfüllen viele Funktionen. Sie werden für sportliche Aktivitäten genutzt, für öffentliche Veranstaltungen aller Art oder werden auch den örtlichen Vereinen zur Verfügung gestellt. Die meisten Gemeindehallen wurden in den 1970er-Jahren erbaut. Im Bereich Energieeinsparung sind sie heute allemal bereit für eine Sanierung. Wenn seit ihrer Erbauung keine Renovierungen durchgeführt wurden und sie somit bis zum bitteren Ende genutzt werden, ist oftmals auch eine Gesamtsanierung notwendig. Angesichts der aktuellen Klimaschutzdiskussion sollte die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangehen und ihre in die Jahre gekommenen Gebäude energetisch sanieren.

In der im Folgenden vorgestellten Gemeindehalle von Börrstadt in Rheinland-Pfalz konnte die Gesamtsanierung in den Jahren 2013 bis 2016 nur durch die Förderung aus dem Investitionsstock umgesetzt werden. Diese Halle wurde 1977 als Sporthalle mit Gaststättenbetrieb errichtet. In den 80er-Jahren wurde sie durch einen Gerätebau erweitert. Der Hallenkörper (Grundfläche etwa 25 mal 12 Meter) wurde in Skelettbauweise mit Porenbetonelementen und einem leicht geneigten Satteldach errichtet. Der angegliederte Gaststättenbau sowie die sänitären Anlagen im Kellergeschoss, wurden zweigeschossig erbaut und betrugen etwa 300 Quadratmeter. Über die Länge der Sporthalle wurde im rückwärtigen Bereich eine Bundeskegelbahn positioniert. Diese wie auch die Erweiterung der Geräteräume erhielten ein Flachdach.

Beheizt wurde das Gebäude von einer Ölheizung, wobei der Gaststättenbereich konventionelle Heizkörper besaß und die Sporthalle mit einer Fußbodenheizung ausgestattet war. Die Leitungen der Fußbodenheizung waren im Laufe der Jahre so zugeschlämmt, dass hier die Leistung immer geringer wurde und gegen Ende bis auf wenige Bereiche komplett versagte. Eine Reinigung der Heizschlangen war nicht möglich. Auch die Positionierung der WC-Anlage im Kellergeschoss wurde von den meisten Bürgern moniert. Mit Blick auf das undichte Flachdach über der Kegelbahn kam es schließlich zu Überlegungen, ob eine Sanierung angestrebt werden sollte.

Letztlich entschloss die Gemeinde sich zu einer grundlegenden energetischen Sanierung. Zudem wurde ein behindertengerechter Anbau für die sanitären Anlagen errichtet. Der Eingang wurde vom ursprünglich dominierenden Gaststättenbereich auf den Mittelpunkt der Sporthalle verlegt.

Heizen nach Bedarf

Die vielfältigen Nutzungen einer Mehrzweckhalle zu unterschiedlichen Zeiten sind eine große Herausforderung an den Planer und das Gebäude. So kann beispielsweise das nur sporadische Heizen zu Schimmelbildung führen. im konkreten Fall stellte sich die Fußbodenheizung als viel zu träge und somit ungeeignet für die Nutzung heraus. So möchten die Sportler in einer kühleren, gut durchlüfteten Halle trainieren, während die Krabbelgruppe und die Meditationsgruppe eine wärmere Umgebung bevorzugen.

In Börrstadt entschloss man sich, im Hallenbereich Deckenheizstrahler zu verbauen. Diese bieten den Vorteil, Strahlungswärme zu erzeugen, ohne dabei die komplette Raumluft zu erwärmen. Das Empfinden ist dem Gefühl vergleichbar, in der warmen Sonne zu sitzen. Diese Wärme kann sehr schnell abgerufen werden und gleichermaßen auch wieder ausgeschaltet werden. Somit wird dieses Heizsystem dem unterschiedlichen Nutzungsverhalten in der Halle gerecht. Die Nutzung von Strahlungswärme anstatt einer dauerhaften Aufheizung der Raumluft sparte außerdem Energie ein. Nur energetisch optimierte Gebäude ermöglichen ein rasches Anpassen der Temperatur an die unterschiedlichen Raumnutzungen.

Im Zuge der Sanierung wurde die Heizung von Öl auf Gas-Brennwerttechnik umgestellt. Durch den Ausbau der Fußbodenheizung und somit auch des Estriches der gesamten Halle war es möglich, auch unterhalb des Bodens eine zusätzliche Dämmschicht einzubauen, was zusätzlich Energie an diesem Bauteil einspart. Darauf aufbauend wurde der gewünschte Sportschwingboden eingebaut.

Der Wärmeabfluss eines Gebäudes erfolgt über die Umfassungsbauteile der Hüllfläche vor allem im Wand- und Dachbereich. Deswegen war es nur konsequent, die komplette Außenhülle der Gemeindehalle energetisch zu sanieren. Die Wände wurden durch das Aufbringen eines Wärmedämmverbundsystems in 16 Zentimeter Stärke ertüchtigt. Als Dämmstoff wurde Styropor gewählt. Gerade im Bereich der Fassade liegen erhebliche Einsparpotenziale, da diese in der Regel die größte Fläche der Außenhüllfläche darstellt. So konnte im vorliegenden Fall 54 Prozent Energie eingespart werden.

Behagliches Raumklima

Das Aufbringen der Wärmedämmung bewirkt die Anhebung der Wandoberflächentemperaturen auf der Innenseite des Gebäudes. Das führt zu einem deutlich angenehmeren Raumklima; vormals Kälte abstrahlende Wände sind nun behaglich warm. Auch dieser Effekt hilft Energie einzusparen, denn durch das Behaglichkeitsempfinden kann die Raumtemperatur um ein bis zwei Grad Celsius abgesenkt werden. Bereits ein Prozent weniger Raumtemperatur führt zu sieben Prozent Energieeinsparung. Um den Wartungsaufwand in Börrstadt so gering wie möglich zu halten, wurden die Außenwände auf dem erhöhten und schwer zugänglichen Hallenteil mit einem optisch ansprechenden Klinkerbelag verkleidet.

Die im Bereich der Sporthalle eingebauten schlecht wärmegedämmten Profilit-Fenster wurden durch 3-fach verglaste Fensterelemente, abgestimmt auf die Fassadendämmung, ersetzt. Der Einbau der Dreifachverglasung in Bestandsfassaden ist in der Regel nicht möglich. Dies ist ein häufig anzutreffender Fehler, der zu Schimmelbildung führen kann. Daher muss ein Gesamtkonzept für die Fassadensanierung erstellt werden.

In Börrstadt wurde die Dachkonstruktion der Gemeindehalle grundlegend verändert. Das leicht geneigte Satteldach wurde durch ein südlich ausgerichtetes Pultdach ersetzt. Gleichermaßen wurden die tiefer liegenden undichten Nebenräume durch Pultdächer saniert. Somit konnte eine zusätzliche Dachdämmung realisiert werden. Außerdem wurde das Dach bereits so ausgelegt, um optimale Bedingungen für eine spätere Fotovoltaik-Anlage zu schaffen, die kostengünstigen Eigenstrom produzieren und zusätzliche CO2-Einsparpotenziale erschließen kann.

Durch die Sanierung konnten die CO2-Emissionen der Gemeindehalle um 35 Prozent gesenkt werden. Die Gesamtenergieeinsparung beträgt 75.423 Kilowattstunden pro Jahr, was etwa 16 Tonnen CO2 entspricht.

Melanie Kraus

Die Autorin
Melanie Kraus, Börrstadt, ist Architektin sowie Energieberaterin und Sachverständige für Vorbeugenden Brandschutz