Kommunen machen gute Erfahrungen mit Mobilhome-Anlagen

Welche Erfahrungen machen Kommunen, die „Reisemobilisten“ Stellplätze mit gut ausgebauter Infrastruktur anbieten? Wie sind die Anlagen ausgelastet und bringen sie das erhoffte Plus an touristischer Wertschöpfung? Die Redaktion hat dazu mit zwei Bürgermeistern ländlicher Kommunen in Hessen und Baden-Württemberg gesprochen.

 

Wenn das kein Erfolg ist: Der im Mai 2015 in der hessischen Kleinstadt Neukirchen/Knüll eröffnete Reisemobilpark „Urbachtal“ hat der Kommune ein Plus von 15.000 Übernachtungen jährlich beschert. Ein Drittel der nunmehr insgesamt 45.000 Beherbergungen in dem Kneippheilbad gehen damit auf das Konto der Anlage.

Vorzeigeprojekt eines reiselustigen Handwerkers

Der Platz mit 49 Stellmöglichkeiten wird von einem ortsansässigen Handwerker bewirtschaftet. Als Schreiner produziert er Einbauten für Wohnmobile, und irgendwann erwachte in ihm selbst die Lust, Urlaub mit dem Reisemobil zu machen. Was folgte war die Idee, im eigenen Ort eine attraktive Aufenthaltsmöglichkeit für Reisemobilisten zu schaffen. Diese entstand schließlich auf einem einstigen Bolzplatz und bietet, umgeben von Wiesen und Wäldern, direkt am Lauf des Urbachs im kurhessischen Bergland gelegen, neben einer gut ausgebauten Infrastruktur mit Versorgungs- und Entsorgungsanlagen auch Gastronomie und Freizeiteinrichtungen.

Rund 14 Euro kostet die Übernachtung mit einem fahrbaren Heim im „Reisemobilpark Urbachtal“. Die Anlage floriert, ebenso wie die Gaststätte dort. Sie ist ein Anziehungspunkt nicht nur für die Wohnmobilurlauber, die Neukirchen das ganze Jahr über ansteuern. Auch die einheimische Bevölkerung kehrt gern in der „Schwälmer Stubb“ ein.

Beliebt ist der Stellplatz auch deshalb, weil selbst an die Reisemobilclubs gedacht ist. Diese bilden sich in wachsender Zahl – kleinere und größere Runden aus Gleichgesinnten, die regelmäßig bestimmte Orte ansteuern, um sich dort zu treffen und in geselliger Runde beisammen zu sein. Für diese Mobile-Home-Enthusiasten bietet der Wohnmobilpark in Neukirchen einen separaten Bereich.

Gutsituiertes Klientel kommt nach Neukirchen

„Ich bin begeistert“, sagt Klemens Olbrich, Bürgermeister der 7200-Einwohner-Kommune, über die Impulse, die von der Anlage auf den lokalen Tourismus ausgehen. Von Anfang an Anfang arbeitete das Rathaus mit dem Betreiber Hand in Hand zusammen. Olbrich lässt es sich nicht nehmen, beim einen oder anderen Anlass die rollenden Gäste zu begrüßen. Anfängliche Bedenken, dass ein solcher Platz unter Umständen unerwünschte Auswirkungen in der Gemeinde haben könnte, erweisen sich als grundlos. Olbrich freut sich nicht nur darüber, dass mit den Reisemobilisten ein gutsituiertes Urlauberklientel im Alter von, wie er erklärt, „50 plus“ in die Stadt kommt. Er ist auch sehr angetan von dem stets einwandfreien Auftreten der „Mobilhomer“, ihrer Kontaktfreude und der Hilfsbereitschaft, die sie untereinander beweisen.

Dass diese wiederum die Stadt und den Reisemobilpark dort schätzen, lässt sich an der Verbundenheit gerade auch der in der Region lebenden Wohnmobilurlauber ablesen: Viele kommen, so berichtet Klemens Olbrich, aus einem Umkreis von lediglich 100 bis 150 Kilometer, um an der Knüll, dem Mittelgebirge in Nordhessen, ihre Freizeit zu verbringen.

Allmersbach im Tal hat einen “Wohnmobilhafen”

Bescheidenere Dimensionen als sein „Bruder“ in Neukirchen hat der Stellplatz im baden-württembergischen Allmersbach im Tal, einer 5000-Einwohner-Gemeinde rund 35 Kilometer nordöstlich von Stuttgart. 2017 wurde der „Wohnmobilhafen“ mit seinen zehn Stellmöglichkeiten eingeweiht. Er bietet neben der für Reisemobilisten unverzichtbaren Grundinfrastruktur wie Strom- und Wasseranschlüssen und Möglichkeiten zur Entsorgung von Schmutz- und Grauwasser auch ein Sanitärgebäude mit Duschen und Toiletten. Die Verbindung der Gäste ins Internet garantiert ein WLAN-Netzwerk, das ebenfalls zur technischen Infrastruktur zählt. Zwölf Euro zahlen „Mobilhomer“ pro Nacht für den Aufenthalt auf dem Platz.

Als begünstigend für die Auslastung der Anlage erweisen sich die in unmittelbarer Nachbarschaft errichteten „Campinghütten“ und der an den Platz angrenzende Sporterlebnispark mit Boulderanlage. Die Hütten sind das ganze Jahr über stark nachgefragt und der Sporterlebnispark erfreut sich bei den Bewegungsbegeisterten auch des Umlandes großer Beliebtheit.

Dass der Stellplatz 2018 schlechter besucht war als in seinem ersten Jahr, war Folge des extrem heißen Sommers. „Die Reisemobiltouristen haben das Wasser gesucht“, berichtet Ralf Wörner aus einem Gespräch mit einem Tourismusexperten. Der Allmersbacher Bürgermeister lässt sich den Optimismus nicht nehmen, was die wertschöpfenden Effekte betrifft, die von Wohnmobilstellplätzen allgemein erwartet werden. „Ich hoffe, dass sich die Investition durch Umsätze der Urlauber in den Kassen unserer heimischen Wirtschaft bemerkbar macht“, sagt Wörner.


Wolfram Markus